Evidenzbasierte digitale Gesundheitsinterventionen, wie z. B. Apps, haben das Potenzial, die Leistungsfähigkeit erbrachter Gesundheitsleistungen zu steigern, die Qualität der Gesundheitsversorgung zu verbessern, Kosten zu reduzieren, die Nutzer als effektive Partner ihrer eigenen Gesundheitsversorgung einzubeziehen und sollten essentielle Public Health Funktionen (EPHF) realisieren oder unterstützen.
Die sorgfältige Implementierung und Begleitung evidenzbasierter digitaler Gesundheitsinterventionen in Gesundheitssystemen wird jedoch bisher weder gründlich verstanden noch untersucht, so die Kritik der beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Deshalb geben die Mitglieder des LWC DiPH ein eigenes Forschungsthema mit dem Titel „Implementation of evidence-based digital health interventions to support public health“ in der digitalen Fachzeitschrift Frontiers in Public Health heraus.
„Um sicherstellen zu können, dass digitale Gesundheitsinterventionen ihre volle Wirksamkeit entfalten, ist es auch wichtig einen Blick darauf zu werfen, wie diese in Gesundheitssystemen eingebettet werden“, so Wienert. Er weist darauf hin: „Wenn eine digitale Gesundheitsintervention nicht wie beabsichtigt umgesetzt wird, kann dies zu nicht beabsichtigten oder womöglich sogar negativen Effekten führen, etwa durch eine mangelnde Akzeptanz in der Bevölkerung.“
Besonders evidenzbasierte digitale Gesundheitsinterventionen mit einem hohen Grad an Interaktion können in konkreten Fällen, neben Schäden für den Nutzer, durch einen Implementierungsfehler auch zu Frustration und Demoralisierung etwa von Ärzten sowie zu Zeitverlusten bei der Bereitstellung von Gesundheitsleistungen führen. Solche Faktoren können sich auch auf die erfolgreiche Umsetzung digitaler Gesundheitsinterventionen auswirken. Dies könnte beispielsweise die Leistung bei der Bereitstellung von Behandlungen beeinträchtigen, da Benutzer möglicherweise daran interessiert sind, digitale Gesundheitsinterventionen und digitale Daten in ihre regelmäßige Behandlung einzubeziehen und dadurch die Anforderungen an Ärzten und ihre Teams im Gesundheitswesen erhöhen. Implementationsforschung kann dabei helfen, solche Probleme aufzuzeigen und die Qualität sowie die Wirksamkeit digitaler Gesundheitsinterventionen sicherzustellen.
Das vorgeschlagene Forschungsthema wird sich auf die erfolgreiche und erfolglose Implementierung digitaler Gesundheitsmaßnahmen konzentrieren, um die Ziele von Public Health zu unterstützen und theoretische Beiträge zur Weiterentwicklung des Feldes Digital Public Health (z. B. Theorien, Modelle oder Rahmenbedingungen) zu liefern. Digitale Gesundheitsinterventionen können Apps umfassen, sind aber nicht darauf beschränkt. Das übergeordnete Ziel jedes Beitrags sollte darin bestehen, das Verständnis für die Umsetzung digitaler Gesundheitsinterventionen im Gesundheitswesen zu verbessern und die Frage aufgreifen, wie ihre Wirksamkeit unter Bedingungen der „realen Welt“ aufrechterhalten werden kann.
Einreichungen von Zusammenfassungen können bis 30. September 2020 erfolgen, die Einreichung von Fachbeiträgen bis zum 31. Januar 2021.
Freitag, 28 August 2020 12:38
LWC-Mitglieder leiten Forschungsthema für Frontiers in Public Health
Wienert: „Wenn eine digitale Gesundheitsintervention nicht wie beabsichtigt umgesetzt wird, kann dies zu nicht beabsichtigten oder womöglich sogar negativen Effekten führen!“
Dr. Rehana Shrestha, Dr. Tina Jahnel, Dr. Julian Wienert und Prof. Dr. Hajo Zeeb vom Leibniz-WissenschaftsCampus Digital Public Health Bremen (LWC DiPH) leiten als Guest Editors ein eigenes Forschungsthema für die Fachzeitschrift Frontiers in Public Health. Es trägt den Titel „Implementation of evidence-based digital health interventions to support public health“.